Hängt sie an ihren Eiern auf!

Ewigkeiten trieb es mich um, warum mein kleiner Terrainlightmapper nicht auf meinem neuen Notebook lief. Ich suchte den Fehler bei mir, schließlich war es mein erstes OpenGL-Programm. Und heute kam ich dann mal darauf, zu schauen, welche OpenGL-Version installiert ist. Der mitgelieferte Treiber für die ATI Mobility Radeon X1900 unterstützte schlicht kein OpenGL… Wozu auch? Wer sollte auch nur eine einzige Anwendung nutzen wollen, die nicht MS DirectX für seine Grafikausgabe benutzt?! Habe mir neue Treiber geholt und jetzt geht mein Programm endlich. Und einige andere mit OpenGL-beschleunigter Ausgabe rennen auch sauberer :).

Von Schreibkunst und Menschenverstand

Boaha, verbiete doch endlich mal jemand diese Junge Freiheit! Ich las gerade mal wieder ein wenig auf deren Internetseite – man möchte ja wissen, was der rechte Rand der Zeitungslandschaft so treibt. Und es ist wirklich beängstigend, was die Nationalen dem Deutschen antun ;).

Daß seine Empörung dabei nicht einer gewissen Doppelmoral entbehrte – schließlich verfügt die Linke selbst über einige Spitzenfunktionäre, die früher für das eine oder andere vom Verfassungsschutz beobachtete Blatt tätig waren –, schien Ramelow allerdings nicht zu stören.
„Von Scharnieren und Grauzonen“ von Felix Krautkrämer in der Jungen Freiheit vom 28.04.2008

Ein ewiger Einschub mit eigenem Monster-Relativsatz inklusive Partizip, dazu ne doppelte Verneinung plus ein Haufen Relativierungen! Wer soll das lesen? Ich musste diesen Non-Sense-Satz tatsächlich dreimal angehen! Ja, auch ich habe zuweilen schwer lesbare Sätze im Sortiment. Doch erreiche ich nur selten diese Dimension der Mutwilligkeit. Mannmannmann. Zeitungen mit solchen Sätzen gehören verboten!

Thema des Artikels war übrigens Peter Krause. Seit der ehemalige Junge Freiheit-Redakteur Kultusminister in Thüringen werden soll, wird viel über ihn und über die Zeitung diskutiert. Ob das heute wirklich relevant ist, sei dahin gestellt: Wieso interessieren sich immer alle so sehr dafür, was X vor zehn Jahren für ein paar Monate gemacht hat? Krause war nur 1998 Redakteur bei der Jungen Freiheit. Er scheint also gemerkt zu haben, dass dieses Blatt ein paar Meter zu weit rechts vom gesunden Menschenverstand steht. Spricht doch für ihn. Was man dem Herrn meines Erachtens tatsächlich negativ anrechnen kann, ist allerdings seine aktuelle Mitgliedschaft in dieser Partei, die in vielen Fragen ebenfalls den Kontakt zum gesunden Menschenverstand verloren hat: Krause ist Mitglied in der CDU.

Wahlspruch einer neuen Zeit

Plakate zu Leinwänden!

Volksentscheid gegen Tempelhofschließung gescheitert

Ich habe mich gestern sehr darüber gefreut, als ich vom Ausgang des Volksentscheids hörte: Keine 22 Prozent der wahlberechtigten Berliner waren für Tempelhof, 25 Prozent hätten es sein müssen. Und heute amüsiere ich mich etwas über die Gebaren der Verlierer:
Pflüger hatte eh nie mit 25 Prozent gerechnet, hält das für einen großen Erfolg. Nunja, vor ein paar Wochen hieß es noch, dass 70% der Berliner für Tempelhof seien…
Die Springer-Presse redet in der Bild einfach nur noch von den 500000 Leuten, die mit Ja stimmten; in der Welt wird proklamiert, das sei der Anfang vom Ende von Wowereits Karriere; in der Berliner Morgenpost wird den Ossis die Schuld gegeben, weil die nicht für Tempelhof stimmen wollten. Wie viel Erfolg hatte man sich bei denen auch erhofft – bei einer Kampagne, die nur mit Nostalgie punkten wollte?
Auf der Seite der ICAT, des Interessenverbands pro Tempelhof, prangt groß: „Über 60 Prozent für Tempelhof“ Das stimmt, wenn man nur die Abstimmenden rechnet. Doch hieß es noch vor einer Woche bei der ICAT: „Wenn sie nicht abstimmen gehen, stimmen sie automatisch mit Nein.“
Und einige ganz schlaue Politikexperten haben jetzt ausgerechnet, dass die 500000, die für Flugbetrieb in Tempelhof waren, ja viel mehr sind, als zum Beispiel bei der letzten Berliner Wahl für die SPD gestimmt haben. Ach was! Bei einer Ja-Nein-Frage gibt es pro Antwortmöglichkeit mehr Stimmen als bei einer Braun-Schwarz-Gelb-Rot-Grün-Dunkelrot-Westdunkelrot-Wahl? Überraschung.

Abitur

Mir fallen von Stunde zu Stunde mehr Dinge ein, die ich gerne anders gemacht hätte in meinem Text bei der gestrigen Abiklausur in Englisch. Das ist vermutlich der Grund, warum man seine Texte sonst nicht voreilig aus der Hand gibt und nicht nach fünf Stunden drucken lässt. Aber natürlich haben Prüfungen nichts mit dem wirklichen Schreiben von Texten zu tun.

Es schmerzt mir ehrlich gesagt etwas, meinen Text weggegeben zu haben. Es lag mir wohl zu viel an ihm. Und es bedrückt mich, dass dieser Text jetzt irgendwo weit entfernt von Stapel zu Stapel wandert und letzten Endes in eine Zahl verwandelt wird, die sich mit vier Bit ausdrücken lässt. Und ich dann auf diese Zahl schauen darf, vielleicht nochmal kurz meinen Text sehe und es das dann war. Kafka, sage ich mir, wenn ich daran denke, wie man in diesem Prozess außerhalb meiner Sphären ein Urteil über mich fällt, ich kein Plädoyer mehr habe.

Fluglärm in Tempelhof, nein danke!

Irgendwie denke ich manchmal: Diese CDUler wollen mich doch verarschen! An der Regierung sein und die Schließung Tempelhofs mitbeschließen und dann ein paar Jahre später rufen: Tempelhof muss Flughafen bleiben! Wie sehr es hier um den Volkswillen geht, sieht man schon an der Kampagne. Super-Designt springen mich die Plakate der ICAT überall in der Stadt an. Die Leute glauben doch nicht ernsthaft, dass das von einer Basisbewegung finanziert wird, oder?!

Dabei betreibt diese Kampagne ähnlich viel Wahrheitsverschiebung wie jede normale kommerzielle Werbung. Da heißt es: „Weltstadt oder Provinz?“ Nunja, ich weiß nicht, was ein Flughafen, auf dem keine wichtige, große Linie landen kann, weil er zu klein ist, mit Weltstadt zu tun hat.
Oder auch: „Alle Macht geht vom Volke aus!“ Selten so gelacht, aber soll das Volk jetzt ernsthaft, nur um seine Macht zu demonstrieren, für einen Flughafen stimmen, der ihm überhaupt nichts bringt? Also ich persönlich würde lieber auf dem Gelände grillen (und hey, ich bin Vegetarier!), anstatt am Zaun den Kopf einzuziehen, immer wenn ein Flugzeug landet.
Noch besser: „74 Prozent der Berliner sind für den Erhalt von Tempelhof.“ Achja, und woher habt ihr diese Zahl? (Mal ganz davon abgesehen, dass diese Idee zu billig aus der Wahlkampagne der Grünen 2005 geklaut wurde..) Und bezieht sich die Zahl auf den Bezirk, das Flughafengebäude (das hat der alte Speer ja wirklich ganz schick entworfen) oder tatsächlich auf den Flugbetrieb. Habt ihr den Leuten auch ganz sicher erklärt, dass hier wirklich einzig und allein über den Flugbetrieb abgestimmt wird?
Dann heißt es auch: „Hört auf euer Herz, nicht auf den Regierenden.“ … und dahinter steht nicht mehr geschrieben: „Aber hört bloß auf das, was wir euch sagen!“
Etwas unsinniger wird’s dann bei: „Zukunft schreibt man mit JA!“ Das wäre mir erstens neu und zweitens: Ja, ich bin dafür, dass man diese riesige Fläche sinnvoller nutzt als für einen Murksflughafen und stattdessen den Flugbetrieb komplett BBI überlässt.
Zuletzt wäre da noch: „Berlin hat was, was sonst keine Stadt hat: Tempelhof.“ Und auch wenn diese Propaganda suggerieren will, die anderen wären neidisch auf uns, denken wir doch mal so drüber nach: Warum haben die anderen wohl keinen Flughafen in der Innenstadt, auf dem keine großen Flieger landen können, der trotzdem Lärm und Schmutz erzeugt, dafür aber umso mehr Miese einfährt? Huh, irgendeine Idee?

Schule vorbei

So, dann ist wohl meine Schulzeit vorbei. Noch ein paar Prüfungen und dann geht’s weiter. Nur meine Deutschklausur habe ich noch nicht zurück – dabei heißt es doch extra in Paragraph 14, Absatz 5 der Verordnung über die gymnasiale Oberstufe:

„Klausuren sind unverzüglich zu korrigieren.“
und in Absatz 8 weiter: „Schriftliche Lernerfolgskontrollen können von der Schule zeitweilig einbehalten werden. Sie sind spätestens am Ende des Schuljahres oder Kurshalbjahres zurückzugeben, sofern nicht wichtige Gründe einen längeren Einbehalt notwendig machen.“

Sprich mit der Wand!

Am Dienstag, dem 12. Februar 2008, wäre Darwin 199 Jahre alt geworden, wenn die Evolution uns nicht so elendig sterblich gemacht hätte. Selbst Darwins Schildkröte, Harriet, ist ja schon 2006 im Alter von 176 Jahren gestorben. Ganz unabhängig von Darwin, oder vielleicht auch zu seinen Ehren, zierten jedenfalls am 12. Februar 2008 große, gut lesbare Schriftzüge die Fassade um Hof1. Es handelte sich um diverse links-intellektuelle Zitate (siehe Kasten) und Sprüche wie: „An etwas Übernatürliches zu glauben, ist menschlich. Es auszunutzen, ein Verbrechen.“
Da denkt man sich: Aha, hier hat wohl der internationale Atheismus zugeschlagen. Offenbar vermutete jemand Inteligent Design in unserem Lehrplan oder pflegte andere Vorbehalte gegen katholische Schulen. Und das wollte er uns mitteilen – auf unseren Wänden.

Schon am nächsten Morgen war alles entfernt. Mit Hochdruck (vgl. letzte Ausgabe) hatte der Hausmeister am Nachmittag daran gearbeitet. Doch frech, wie solche Graffitischmierer sind, kehrten die Täter am Valentinstag wieder und ließen uns wissen: „Steine vergessen nie“ und „Wer Wände säubert, verbrennt auch Bücher“ oder auch „Ales [sic!] Gute zum Valentinstag“. Das kam dieses mal nicht ganz so intellektuell rüber. Vielen erschloss sich nicht, was saubere Wände und verbrannte Bücher miteinander zu tun haben sollen. Vielmehr ist doch das Bemalen von Wänden Sachbeschädigung, also Verbrechen!

Doch wollen wir uns hier um etwas Empathie bemühen. Aus einem anderen Blickwinkel war das auf unseren Wänden Meinungsäußerung – unabhängig davon ob nachvollziehbar oder nicht. Wenn unser gesamter Umgang mit der Meinung eines anderen darin besteht, ihren Ausdruck zu beseitigen, dann unterscheiden wir uns nicht von denen, die Bücher verbrennen. Dennoch unterscheidet sich hier natürlich die Situation: Die Wände gehören der Schule. Und wenn die Schule entscheidet, dass diese nicht zur Meinungsäußerung gedacht sind, so ist das ihr gutes Recht.

Könnten die Sprayer nicht andere Formen der Kommunikation wählen? Man kann doch auch auf Papier schreiben oder mit Leuten reden. Man kann publizieren, bloggen, demonstrieren, appellieren. Dennoch: Man möchte ja auch gehört werden. Und dazu ist Provokation ein gängiges Mittel. Zu leicht geht man sonst unter im heutigen Chaos der Kommunikation. Damit die Botschaft wirklich ankommt, muss man sie dem anderen leider aufdrängen.

Sich mitzuteilen, wird vorwiegend den gewöhnlichen Bürgern schwer gemacht. Wer Geld hat, der kann es sich leisten, seine Botschaft und seinen Namen allgegenwärtig zu machen. Unternehmen sponsoren alles von Kunst bis Sport, sodass es keine Kultur mehr gibt ohne sie. Auf T-Shirts sehen wir ihre Zeichen. In Zeitungen besetzen sie die ersten Seiten. In den Straßen verfolgen uns ihre Plakate. Zu Hause schalten sie sich zwischen unsere Lieblingsfilme. In der Schule stellen sie ihre Cola-Automaten auf. Nur unsere Wände gehören noch nicht ihnen und ihren Botschaften – weisen Sprüchen wie: „Come to Marlboro Country“ oder „Just do it.“

Dieses Phänomen, dass Kommunikation uns verfolgt, anstatt auf uns zu warten, kommt also aus zwei Richtungen: Einmal von unten im Schutze der Nacht und einmal von oben legitimiert durch Geld. Wenn die großen Marken den öffentlichen Raum für ihre Botschaften nutzen dürfen, warum darf es dann nicht die Basis der Gesellschaft? Darf Meinungs- und Redefreiheit denn vom Geldbeutel abhängen? Ist der Charakter der Botschaft denn nicht ein besseres Maß für ihre Berechtigung?

Denn auch im Charakter unterscheiden sich die Botschaften essentiell: Von oben möchte man uns manipulieren. Wir sollen kaufen und Umsätze generieren. Von unten möchte der Sender in erster Linie seine Meinung äußern, seine Identität bewahren.

Während die einen somit schlicht unser Geld wollen, möchten die anderen sich bloß artikulieren. Das Ziel der einen ist Haben, das der anderen Sein. Wieso verurteilen wir stets letztere?