Samstag

Aufstehen in der Früh, Rudern im Sonnenschein, Lakenkaufen im IKEA Spandau, Happy im Kreartell, Sonnenaufgang im Park. Launen im Keks.

Stein des Anstoßes

Berlin, 30.04.08. Eine vielzahl von Demonstranten hat seit dem späten Abend begonnen, Pflastersteine bei verschiedenen Polizeiwachen abzugeben. Polizisten hatten sich im Laufe des Nachmittags vermehrt an ebensolchen Steinen interessiert gezeigt und sogar in Taschen von verdächtig aussehenden Personen danach gesucht. „Dabei liegen die doch überall rum“, meint einer der Aktivisten. Viele der Steine tragen kleine Botschaften von platt wie „Ich bin Einstein“ und „Stein oder nicht Stein, das ist hier die Frage“ bis zu kreativ bemalten Steinen mit Ostereiermustern und mit Peace-Symbolen Übersähten. Da gibt es noch den „Stein des Anstoßes“ und den „Maistein“, den „Beck-Stein“ und den „Steinmeier“ (Vereinzelt auch „Stein-Mai-er“geschrieben). Einige Steine meinen „Wer ohne FastFood isst, werfe den ersten Stein“ oder „Es ist wieder Steinzeit!“. Ein Polizeibeamter äußert sich hierzu sichtlich genervt: „Naja, solange sie sie nicht werfen.“ Wieso es zu dieser Aktion kam, ist noch nicht sicher geklärt. Einige vermuten, es steckten dieselben Leute dahinter, die Innenminister Schäuble vergangenes Jahr freiwillig Geruchsproben schickten, andere meinen von einer derartigen Aktion schon im Juni letzten Jahres in irgendeinem Blog gelesen zu haben.

G8-Erfolge

Ich las gerade das erste Summit-Document von den G8.
Ansich ist es ein sehr weiser Text, der bemüht ist, nicht zu viel zu sagen, aber dafür Wahres zu sagen. Doch schwingt bei einigem ein schlechter Beigeschmack mit. Der Anfang klang ja noch vielversprechend, wenn’s auch nicht gleich Sozialismus ist. Denn man einigte sich darauf, man wolle „promote a smooth adjustment of global imbalances“. Soweit so gut. Weiter im Text werden sogar Hedgefunds angegriffen, wenn auch nur verhalten, wenn es heißt, man werde angesichts ihrer „umsichtig“ sein: „Given the strong growth of the hedge fund industry and the increasing complexity of the instruments they trade, we reaffirm the need to be vigilant.“
Doch dann drehen die Neoliberalen durch: „We will work together to strengthen open and transparent investment regimes and to fight against tendencies to restrict them.“ Breit werden auch Innovationen und geistiges Eigentum behandelt. „A fully functioning intellectual property system is an essential factor for the sustainable development of the global economy through promoting innovation.“ Ich bin sicher, dass das Leute, die sich durch patentbedingt hochgehaltene Preise keine Medikamente leisten können und darum zum Schutze des geistigen Eigentums anderer verrecken, gaanz genau so sehn. In dem Satz findet sich übrigens ein im Text sehr beliebtes und eigentlich auch bei mir nicht geringgeschätztes Wörtchen: „sustainable development“ Aber dass ich es mag, macht es mir nur noch bitterer, dass es hier inflationär und oft ohne logischen Zusammenhang zum Einsatz kommt.
Der Klimaschutz ist, wie vielleicht aus den Medien vernommen, deutlich besser davongekommen als erwartet. Bin da wirklich positiv beeindruckt. Auch wenn mir der ein oder andere Satz nicht ganz einleuchten wollte: „Our ability to provide secure access to clean, affordable and safe sources of energy to maintain global economic growth complements our desire to protect our environment.“ Lustig war auch: „We are therefore committed to taking strong and early action to tackle climate change in order to stabilize greenhouse gas concentrations at a level that would prevent dangerous anthropogenic interference with the climate system. “ Nuja, ich hoffte eigentlich, dass dernächste Satz dann etwas heißen würde: „Da es dazu aber schon zu spät ist, werden wir wohl zunächst, selbstverständlich unter Berücksichtigung von Patenten, eine Zeitmaschine bauen müssen.“ Leider werden keine Zeitmaschinen erwähnt. Wie all die anderen, die sich durch die Mitteilung quälten, könnte ich mich natürlich auch ewig über die Wortwahl des folgenden Satzes auslassen: „…we will consider seriously the decisions made by the European Union, Canada and Japan which include at least a halving of global emissions by 2050.“ Haha! „Ach, Herr Wachtmeister, in der 30er-Zone hier darf man gar nicht 100 fahren? Na ok, geben Sie mir Zeit bis Ende 2008 und ich überlege mir dann mal … ernsthaft …, ob ich meine Geschwindigkeit halbiere.“ Da kann ich nur zitieren: „We acknowledge that even implementing the ambitious mitigation steps described above will not avoid further climate impacts…“ Welch Selbstironie die Autoren da hatten, herrlich! „Over the next 25 years, fossil fuels will remain the world’s dominant source of energy. Making power generation more efficient, climate friendly and sustainable is therefore crucial.“ Es ist lustig, wie häufig das Wort „crucial“ vorkommt. Davon abgesehen würde ich gerne beim oben geannten Autofahrerbeispiel bleiben: „Solange ich noch drüber nachdenke, ob ich vielleicht langsamer fahren sollte, werde ich selbstverständlich trotzdem aufpassen, nicht all zu viele Passanten mitzunehmen.“
Nach dem Klimazeugs folgten noch kurze Absätzchen zu Rohmaterialien, Korruption und Schwellenländern.

Als ich dann am Ende der 37 Seiten war, drückte ich noch einmal etwas verdutzt STRG+F und durchsuchte den Text nach Wörtchen wie „hunger“, „famine“ und co. Tjo, haben se wohl vergessen drüber zu sprechen, über die 20000 täglich Verhungernden. Soll ja vorkommen, dass man solche Kleinigkeiten vergisst, wenn man zu sehr mit der Verstärkung des Patentkolonialismus beschäftigt ist.

Welt.de

Welt.de hat sehr geile Bilder aus Heiligendamm auf der Seite gesammelt xD








Von welt.de

Dumme Doppelzüngigkeit

Blaaah! Ein Jammer, dass die Linke doppelzüngiger ist als mancher G8-Politiker… Guten Hunger bei Mc Dreck, Leute! Mit gaaanz viel totem Tier. Polizisten niederprügeln gegen den bösen globalisiserten Kapitalismus und dann bei ihm Mittag essen gehen.
Glücklicherweise gibs auch solche: Boykott und Blockade! Und
Clowns natürlich! xD Ich liebe die ClownsArmy! Weiter so! (=

Karikatur


Riots – eine große Hilfe im Kampf gegen eine andere Welt

DGX9142 Projekt des Monats im Bforum

Mein DGX9142 ist Projekt des Monats im Blitzforum. (=

An einen gewissen Busfahrer

Hallo gewisser Busfahrer. Du kannst dich vielleicht nicht an mich erinnern, aber du kennst mich. Ich bin der, den du gerade im flutartigen Regen eines Gewittersturms hast stehen lassen. Ich stieg Pankow aus meiner Straßenbahn aus – alle dort fahrenden Straßenbahnen und Busse standen da, eine tolle Erfindung, dieser direkte Anschluss. Allerdings scheinst du in deiner grenzenlosen Beschränktheit noch nicht ganz dahinter gekommen zu sein, wie das funktioniert. Auf jeden Fall ist es wohl kaum Sinn der Sache, dass ich aus der Bahn springe, durch die Regenwände auf dich zu breche, du mich anschaust, dir denkst „Och, der spaziert bestimmt gerne durchn Regen!“, und losfährst! Danke hierfür. Danke dafür, dass ich gerade durch den nächtlichen Sintflutregen rennen durfte, in knietiefen Pfützen versinkend und jetzt hier pitschnass sitzen darf, um dir diese Zeilen zu schreiben. Spitzenleistung, BVG!

An den, der mein Leben schreibt

Hallo du, der mein Leben schreibt! Wie du sicherlich weißt, ist mir heute etwas halbwegs Komisches passiert. Nachdem mich gestern das Unwetter zum Zuhausebleiben gezwungen hatte, war ich heute fest entschlossen, ihm zu trotzen und zum Karneval der Kulturen zu gehen. Glücklicherweise hatte ich auch andere gefunden, die dort hingehen wollten und die ich dort treffen würde.
Eigentlich verließ ich das Haus, um durch den Regen zu spazieren. Doch ließ dieser nach und im Westen strahlte der Himmel schon hell und blau. So entschied ich mich, zum Karneval der Kulturen aufzubrechen. Erstmals seit Wochen war der Bus pünktlich, ein gutes Zeichen. Wollankstraße stieg ich aus, nur noch sehr schwacher Regen fiel.
Im schwachen Regen lag auf dem Bürgersteig eine Plastikschlinge, wie sie für Verpackungen oder zum Geiselnfesseln genutzt wird. Lag da wohl schon den ganzen Tag direkt an der Bushaltestelle, auf den großen Auftritt in meinem Leben wartend. Ich steige aus dem Bus, den Blick zum S-Bahn-Steig gerichtet, ob meine Bahn schon dastünde, in die Schlinge hinein und packe mich beim nächsten Schritt auf die Fresse. Ein paar in einem Hauseingang stehende Türken beobachten mich. Das linke Knie an Hose und Haut blutig aufgerissen, humple ich zur Bahn.
Saß schon drin, lese gerade etwas Glasmenagerie, da der Anruf: „Ja, hey, ich wollte dir nur sagen, dass wir bei dem Wetter doch lieber zu Hause geblieben sind.“ Ich erwiderte einen Hinweis darauf, dass es doch schon aufklare, und legte auf… klemmte mir dabei das: „Ja danke auch für die unheimlich rechtzeitige und umsichtige Information, wo ich doch schon halb da bin und mein Knie blutet.“ Noch etwas unsicher fuhr fürs erste ich weiter. Irgendwie melancholisch erwägte ich, den Rest des Tages in der Ringbahn zu verbringen und mein Reclam-Proviant zu lesen. Doch knurrte auche mein Magen. Ein kurzer Blick in die Geldbörse hallte nur als Echo zurück aus der Leere. Friedrichstraße endlich kehrte ich um: Zeit, die Heimreise anzutreten.
In der Bahn zurück nach Pankow widmete ich mich den letzten Seiten der Glasmenagerie. Fertig klappte ich das Buch zu, da war ich auch schon Pankow. Aber leicht brannte die Melancholie in mir und so stieg ich erst eine Station später aus. Dort steigt kaum jemand ein und aus. Ein weiter und einsamer Weg über die Autobahnbrücke führt von dort zu mir nach Hause. Auf der Autobahnbrücke erreichte mich auch schon der Sonnenschein. Ich beobachtete meinen Schatten, wie er durch die Schienenschlucht ging und über den verfallenen runden Bahnschuppen wanderte. Ich schritt die Treppen zur Kleingartenanlage „Feuchter Winkel“ hinab, wunderte mich etwas, welches Schweinchen wohl auf diesen gekommen Namen war, spazierte darauf den betonierten Weg entlang, der vom satten Grün des wilden Gebüschs umrahmt zum Horizont zu führen schien, als es mir ins Auge sprang:
Auf dem Boden lag ein Fetzen eines NPD-Wahlkampfplakats. Nur der obere Teil mit dem weißen Text auf rotem Grund. Er sagte: „Gute Heimreise“
Dieser, dein unglaublicher Zynismus, lieber der, der mein Leben schreibt, ja, ich denke, der rettete mir den Tag. Danke hierfür.

Sehr sozialistische Nationale

Auf youtube fand ich so eben dies. Es hat mich sehr beeindruckt, wie sozialistisch die Nationalen in letzter Zeit geworden sind. Und so ich auch nicht verhelen kann, dass mir solche Nazis lieber sind als solche, die nur die Ausländer hassen, bereitet mir der Tonfall des Naziredners echte Bedenken. Was er da Diskussion nennt, klingt wie der brüllende Befehlston eines Militärausbilders. Der Inhalt ist klassische Nazipropaganda mit dem Anstrich der demokratischen Manipulationstaktik: „Ansich sind wir doch ähnlicher Meinung, da übernimm doch gleich noch vollständig meine Meinung!“ … Also viel cleverer als der durchschnittliche Nazimist. Auf Stammtischwahrheiten aufbauend und kluge Zugeständnisse machend, schafft er es, dass man ihn fürs erste für Vernünftig hält. Nur bleibt er dummerweise das Argument schuldig, an dem seine Argumentation steht und fällt: Warum zur Hölle sollen alle Deutschen gleich sein, sich aber zutiefst von Menschen anderer Nationen unterscheiden?