Diesen Herbst wählen die Gremien der TU Berlin ein neues Präsidium. Amtsinhaberin Geraldine Rauch kandidiert erneut. Aber drei vier weitere Bewerber:innen fordern sie öffentlich heraus.* Das ist eine bei Uniwahlen eher ungewöhnliche Situation, die ich hier fair würdigen möchte. Ich habe 15 Jahre Präsidentschaftswahlen an der Technischen Universität Berlin mitbekommen und jetzt den Luxus, von außen offener darüber nachzudenken. (Update mit neuer Bewerbung am Ende.)
Die Amtsinhaberin: Geraldine Rauch
Geraldine Rauch wurde 2022 überraschend zur TU-Präsidentin gewählt. Sie positionierte sich als Externe gegen Amtsinhaber Christian Thomsen, der eigentlich solide Arbeit ablieferte, und gewann mit hauchdünner Mehrheit. Das ist auch direkt das Problem: Sie wurde von keiner starken Koalition aus den TU-Gremien getragen.
Im Gegenteil: Rauchs Mehrheit kam zustande, weil sie einen im Akademischen Senat eher rechts einflussreichen Prof als Vizepräsidentschaftskandidaten wählte und mit ihrer Art beim linkeren Lager Stimmen fing. Die traditionell die Präsidenten stellenden konservativen größten Prof-Listen IUP und Liberale Mitte gingen bei der Präsidiumsbildung leer aus. Im Akademischen Senat ist es schwierig, Mehrheiten gegen diese Listen zu organisieren, ähnlich ist es bei Unterstützung durch Dekanate.
Seitdem hat Präsidentin Rauch die Ehre, die TU Berlin in einem etwas wackligen Präsidium zu führen: Nur der gegen sie eingestellte Kanzler Lars Oeverdieck – ein durch den vorigen Präsidenten zum Posten gelangter Thomsen-Vertrauter – brachte Präsidiumserfahrung ein.
Die insofern politisch instabile Präsidentschaft fiel in eine Zeit von Sparzwängen und rechten Profilierungsspielchen aufkosten der Wissenschaft. Vor diesem Hintergrund ist Präsidentin Rauch nicht um die Rolle zu beneiden. Wie kommt es, dass andere jetzt ihren Job wollen?
Nun, es ist kompliziert, aber Leute sind mit vielem in Rauchs Präsidentschaft unzufrieden. Doch dazu später mehr.
Die Herausfordererinnen: Geraldine Reloaded oder Gegenprogramm?
Die zwei internen Herausforderinnen, Steffi Knorn und Fatma Deniz, sind abstrakt sehr ähnliche Persönlichkeiten zur Amtsinhaberin: Jung, weiblich, eloquent, akademisch erfolgreich in Informatik-nahen Disziplinen, einen modern-positiven Führungsstil ausstrahlend.
Dabei existieren gar nicht so viele Professor:innen an der TU Berlin, auf die dieser Filter zutrifft. Vor Rauch kamen solche Bewerbungen nicht vor. Insofern hat Rauchs erfolgreiche 2022er Kandidatur dieser Demographie offenbar die Tür geöffnet.[1]Hingegen scheinen TU-Profs außerhalb dieses Filters sich keine Chancen auf eine Präsidentschaft mehr auszurechnen oder keine Lust zu haben? Das ist schräg, weil Uni-Präsidentschaften biographisch unattraktiv für junge erfolgreiche Profs sind: Eine Amtszeit kann genügen, um den Anschluss im eigenen Feld zu verlieren – und will man sich schon unter 50 darauf einlassen, den Rest seiner Tage als Wissenschaftsfunktionär:in zu fristen?[2]Wenn man nicht vorher in politischen Spielchen verbrannt wird…
Obwohl mehrere externe Bewerbungen eingingen, scheinen diese bisher keine nennenswerte Rolle zu spielen. Das vergleichsweise offene Verfahren von TU-Wahlen macht Bewerbungen von großen externen Namen unwahrscheinlich. Und warum sollte man andererseits kleine externe Namen für eine große Uni wählen?[3]Hier scheint Rauchs Wahlerfolg als externe Underdog also eher keine Tür geöffnet zu haben. Der zunächst einzige bisher öffentliche externe Name war Tim Stuchtey. Er ist als Person tatsächlich ein Gegenprogramm zur Amtsinhaberin: Älter, männlich, langsam sprechend, FDPler, akademisch bisher nicht sehr erfolgreich, dafür erfahrener in der Univerwaltung. [Update: Seit 2025-11-12 ist ein weiterer Externer im Rennen – mehr am Ende des Textes.]
Die Dynamik von Wahlen an der TU Berlin
Neben Rauchs Erfolg gegen Thomsen 2022 gab es in der jüngeren TU-Vergangenheit noch eine Wahl, in der ein Amtsinhaber Gegenkandidaturen begegnete: Thomsen selbst wurde 2014 gewählt, nachdem er Amtsinhaber Jörg Steinbach herausforderte. Beide Erfahrungen zeigen, dass in den TU-Gremien eine gewissen Lust zur Abwahl herrscht:
- 2013/14 gab es Unzufriedenheiten mit Steinbachs Amtsführung und Thomsen gelang es, eine Koalition zwischen liberalen und progressiven Listen zu schmieden. Diese war so stark, dass selbst die Steinbach theoretisch stützenden konservativen Profs ihn mit-stürzten.[4]Gerüchteweise hatte der konservative Verrat gegen Steinbach auch mit einer offenen Rechnung des vormaligen Präsidenten Kurt Kutzler zu tun, gegen den Steinbach ein Verfahren wegen Untreue hatte eröffnen lassen. Aber das muss falsch sein, da Kutzler jüngst im Tagesspiegel bekannt gab, er habe sich seit seiner Pensionierung „ziemlich erfolgreich“ nicht mehr in Interna der TU Berlin eingemischt. Noch dazu litt Steinbach unter einem Amtsinhaber-Malus: Er hatte deutlich klarere Erfahrungen, was alles nicht einfach zu lösen geht, und verbreitete damit in Wahldebatten schlechtere Stimmung als der Herausforderer.
- 2022 holte Thomsen nach zwei Amtszeiten eine ähnliche Dynamik ein: Nun war er es, der damit umgehen musste, dass Leute ohne Präsidiumserfahrung sich die Dinge ganz einfach vorstellen. Mit seinen Reaktionen darauf hat er wohl Unterstützung verloren. Mir erschien seine Abwahl wirklich verrückt: Wieso einen erfolgreichen fitten Präsidenten austauschen, der mit einem soliden Team antritt?[5]Die Wahl fiel in eine der wenigen Perioden, in denen ich mich aus TU-Hochschulpolitik raushielt. Sonst hätte ich wohl für Team-Thomsen gestimmt. Da die Wahl hauchdünn war, könnte man also rechnen, Rauch gewann nur die Mehrheit, weil ich nicht dabei war. Aber so könnte man über jede andere potentielle Stimme argumentieren.
2022 wurde Geraldine Rauch genau dafür gewählt, dass sie Abwechslung versprach. Einigen der Wählenden wurde schnell klar, dass es ihnen doch nicht so sehr liegt, eine progressive Frau mit unkonventionellem Führungsstil an der Spitze zu haben. Und wenn diese dort auch noch ohne starkes Netzwerk in der Uni steht, ist Rumgesäge an ihr zu erwarten. Entsprechend war schon 2022 absehbar, dass es viel rumoren würde gegen Rauch, deren Karriere ihr bis dorthin wenig Erfahrungen damit bescheren konnte, wie das ist, mit Unbeliebtheit umzugehen.

Die Unzufriedenheiten: Wokeness und Sparkurs
In der Öffentlichkeit wird Rauch vor allem als „zu woke“ angegangen, jüngst in einem sehr eindrücklichen ZEIT-Interview. Und es stimmt, dass sie nicht direkt CDU-Positionen vertritt, zum Beispiel wenn es um faire Beschäftigungsverhältnisse oder Förderung von Fahrradverkehr geht. Innerhalb der Uni ist aber sehr klar, dass Anforderungen der Wissenschaft Rauch (h-index von 42 auf Google-Scholar mit 43!) deutlich mehr bewegen als ideologische Fragen. Die Art, wie die Auseinandersetzung an ihr personalisiert wird, ist gar nicht so personengebunden: In den USA ist es zur Zeit ein Sport, Universitätspräsident:innen politisch zu versenken, weil sie zu woke seien. Und Deutsche Medien sind für so etwas auch empfänglich, wie wir letztens mit Brosius-Gersdorf beobachten durften.
Falls die TU eine andere Präsidentin hätte, müsste diese mit ähnlichem Wind rechnen oder sich so weit rechts aufstellen, dass die Anti-Wokeness-Bubble die TU in Ruhe lässt und stattdessen Präsidien anderer Unis angeht. Wer das ZEIT-Interview unter diesem Gesichtspunkt liest, sieht auch, dass Rauch ein Level von professionellem Umgang mit der Situation aufgebaut hat, das nur wenige je erreichen. Effektiv schützt sie damit andere Unis und Hochschullehrende davor, dass sie diejenigen werden, die die Kampagnen abbekommen.
Rauchs Feuertaufe war hierbei eine Welle von Antisemitismusvorwürfen im Frühling 2024. Zuvor hatte sie es längere Zeit erfolgreicher als andere geschafft, Eskalationen zu Gaza-Protesten durch Gespräche mit allen Seiten zu verhindern. Rauchs Ansatz galt als Musterbeispiel. Dann setzte die TU einen Antisemitismusbeauftragten ein, um auf etwaige antisemitische Vorfälle angemessen reagieren zu können – moment, wie kann das problematisch sein? Nun, eigentlich wollte die TU alles richtig machen, aber der benannte renommierte Antisemitismusforscher Uffa Jensen wird als nicht hinreichend israelsolidarisch kritisiert. Als anfängliche Skandalisierung von Jensen nicht verfing, durchsuchten BILD/JA-Journalist:innen die Twitterlikes des privaten Accounts von Rauch und fanden etwas, das man geschickt missverstehen konnte: Sie hatte zwei Wochen zuvor einen Beitrag geliket, der von einer Demo für einen Waffenstillstand in Gaza berichtet. Dieser ist mit Fotos der Demo bebildert; auf einem sieht man ein Demo-Schild, das Netanjahu als blutrünstig darstellt und in die Nähe von Nazis rückt.[6]Zum eigenen Machterhalt führt Netanjahu neben einem blutigen Krieg eine Regierung mit einem Minister, der sich selbst dem Faschismus zuordnet. Rauch bat umgehend um Entschuldigung, sie habe das Beitragsbild nicht zur Kenntnis genommen, und startete ein Disziplinarverfahren gegen sich zur formalen Überprüfung ihres Verhaltens.
Geraldine Rauch ist keine Antisemitin. Das ist allen Leuten mit ehrlichen Absichten klar. Gerade das macht es so schwierig, mit solch einer BILD-Kampagne umzugehen. Innerhalb der TU versuchten einige, die Kommunikationskrise für einen Putsch gegen Rauch zu nutzen – und scheiterten. Das ist seitdem natürlich eine recht unangenehme Situation für Beteiligte auf verschiedenen Seiten.
In der TU Berlin drehen sich viele Unzufriedenheiten mit Rauchs Präsidentschaft um die Sparpolitik. Der Berliner Senat weigert sich, die Hochschulen entsprechend der Hochschulverträge zuverlässig auszufinanzieren. Rauch hat darum gekämpft, einerseits dem Senat die Stirn zu bieten und andererseits die TU zügig zur Kostenreduktion zu treiben. Das ist zwar genau das, was man von einer guten Präsidentin erwarten würde, aber auch ein Weg, sich allseitig unbeliebt zu machen.[7]Aber sicherlich ist es fair, Punkte zu kritisieren, an denen Rauch ihr begrenztes politisches Kapital mit besserem Outcome hätte ausgeben können.
Können andere es besser machen?
Durch den akuten Spardruck ist tendenziell kein guter Zeitpunkt, an der TU „die Pferde zu wechseln“.[8]Ist das überhaupt eine deutsche Redewendung oder Anglizismus aus „Don’t switch horses mid-stream“? Aber im Prinzip sind natürlich Präsident:innen vorstellbar, die besser auf die konkrete Situation passen. Für mich wäre hier die wichtigste Dimension Erfahrung.
Nun ist es allerdings so, dass Leute mit Erfahrung leider auch so erfahren sind, sich nicht auf eine Position wie das TU-Präsidium in der aktuellen Situation zu bewerben.
Die konkreten aussichtsreichen Herausforder:innen, Deniz und Knorn, sind neu auf dem Feld von Hochschulpolitik und Unileitung.
- Fatma Deniz ist seit 2023 Computational-Neuroscience-Prof an der TU Berlin. 2024 wurde sie durch Rauch ins TU-Präsidium geholt – und griff diese dann umgehend von ihrer neuen Position aus politisch an. Wohlwollend ausgelegt passt es zusammen, dass sie Rauchs Führungsstil suboptimal findet und deshalb jetzt auch gegen sie kandidiert. Allerdings kann diese Vorgeschichte auch eine Hypothek für Führungspositionen sein. Leute, die schnell ihre Loyalität aufkündigen, sind auch in ihrer Amtsführung instabiler. Denn für Führung kommt es ja darauf an, sich vor Institution und Untergebene zu stellen und Loyalität zu schmieden. Zweifelsohne ist Deniz aber eine Person mit viel Potential und vielleicht muss sie dort ihren Stil einfach noch finden.
- Steffi Knorn ist seit 2021 Regelungstechnik-Prof an der TU Berlin. 2024 erst wurde sie Mitglied des Akademischen Senats an der TU Berlin auf der größten Prof-Liste, einem Zusammenschluss der vormaligen konservativen und liberalen Listen, die bei Rauchs Präsidiumsbildung übergangen worden waren. Dekanats- oder Präsidiumserfahrung hat sie keine und in einer anderen Situation wäre es damit unwahrscheinlich, dass sie überhaupt als Präsidentin infrage käme.[9]In meinem Living-Memory war Vorstands/Präsidiums/Dekanats-Erfahrung in der Regel Voraussetzung für Präsidiums-Nominierung an der TU Berlin. Als ihr erster Vizepräsident tritt Sören Salomo an, seines Zeichens Listenführer der besagten großen Liste und politisch deutlich einflussreicher. Dass er nicht selbst für die Präsidentschaft kandidiert, scheint damit zusammenzuhängen, dass er viel polarisiert und das Angebot ja gerade lauten soll, eine weniger polarisierende Führung zu wählen. Zum Beispiel besteht das Gerücht, dass Salomo die treibende Kraft dahinter war, dass die aktuelle Präsidiumswahl nicht nach dem eigentlich beschlossenen viertelparitätischen Wahlverfahren stattfindet.[10]Falls das Gerücht stimmt, wäre es recht unverfroren, danach zu kandidieren. Und falls das Gerücht nicht stimmt, sieht man hier, wie die zehn Professor:innen, indem sie anonym die beschlossene Grundordnungsänderung sabotierten, die politische Kultur an der TU Berlin für Verdächtigungen geöffnet haben. Zur längeren Vorgeschichte siehe mein „Ein Jahrzehnt Viertelparität an der TU Berlin“. Jedenfalls würde es einen radikalen Rollenwechsel von Salomo erfordern, sich produktiv einer bisher weniger mächtigen Präsidentin Knorn unterzuordnen.
Die Stärke der Herausforderinnen ist, dass sie bisher noch makellose akademische Biographien ohne öffentlichen Gegenwind vorzuweisen haben. Bei der aktuellen Amtsinhaberin erwies sich genau diese Stärke als ein Nachteil, als sie, wohlwollende Reaktionen gewöhnt, anfangs unterschätzte, wie sich Meinungen gegen sie aufschaukeln würden. Vielleicht würden Knorn oder Deniz sich besser schlagen, vielleicht auch nicht – das ist eben schwer abzuschätzen mit frischen Leuten, die noch nie in einer vergleichbaren Situation waren. Recht klar ist, dass Rauch inzwischen souverän damit umzugehen weiß.
Vor allem Knorn hätte durch ihren Listenhintergrund Chancen, eine stabilere Unterstützung aus dem Akademischen Senat zu genießen.[11]Wobei verrückterweise vor dem Präsidiumsamtsantritt auch der Akademische Senat neu gewählt wird. In der Vergangenheit waren Präsidiums- und AS-Wahlen so getaktet, dass frisch-gewählte Präsidien zumindest ein Jahr mit den Mehrheitsverhältnissen arbeiten durften, die sie gewählt hatten. Aber während Corona wurde eine Wahl so verschoben, dass das Timing nun kaputt ist. Sicherlich ist es einfacher, die TU zu führen, wenn man nicht mehr die Opposition der stärksten Prof-Liste abbekommt, die in den letzten Jahren nicht immer konstruktiv war.
Deniz hätte den Vorteil, dass sie aktuell auf Unterstützung von den Leuten hoffen kann, für die Salomo ein rotes Tuch ist, und durch ihre kurze Vizepräsidentschaft zumindest schon einen Fuß im Präsidialbereich hat.
Und Rauch hätte die Perspektive, dass sie nach Jahren eines gespaltenen Präsidiums mit der gemachten Erfahrung und einem besser abgestimmten Team die Uni-Leitung neu aufstellen könnte.
Wirklich einfach würde es absehbar keine von ihnen haben. Aber es ist ja auch schön, zu sehen, dass es noch Leute gibt, die vor Herausforderungen nicht zurückschrecken.
Falls sich Geschichte wiederholt und die TU-Gremien mal wieder P-Amtsinhaber:innen abwählen, kann das ein großes Glück für andere sein. Denn auch wenn sie viel schlechte Presse abbekommt, hat Geraldine Rauch gerade angesichts extrem widriger Umstände wirklich Beeindruckendes geliefert! Im Prinzip kann man sich Leute mit Rauchs Skills als Leitung nur wünschen.
Update 2025-11-13:
Seit der Nominierungssitzung im Akademischen Senat gibt es mit Urs Peuker einen weiteren Herausforderer. Aktuell ist er Digitalisierungsbeauftragter in der Hochschulleitung der TU Bergakademie Freiberg und deren Chief Information Officer. Die TUBAF ist im Vergleich zur TU Berlin zwar eine überschaubarere Uni. Doch im Gegensatz zu allen anderen Herausforderer:innen kann Peuker darauf verweisen, schon eine vierjährige Amtszeit als Vizepräsident (Prorektor Strukturentwicklung) einer Uni absolviert zu haben.
Laut Tagesspiegel haben die beiden Kandidat:innen mit der wenigsten Präsidiumserfahrung mit Abstand die meisten Nominierungsstimmen erhalten. Am besten schnitt die Bewerberin mit null Präsidiums/Dekanats-Hintergrund ab. Den Nominierten sei’s von Herzen gegönnt. Zugleich vermittelt die Stimmverteilung den Eindruck über den Akademischen Senat, dass dieser vor allem die Frage „Wen finden wir sympathisch?“ vor Augen hatte und nicht primär „Wer hat ein CV, das ihn:sie prinzipiell auf eine Uni-Präsidentschaft vorbereitet?“ Rauch hingegen wurde bei der Nominierungsabstimmung abgestraft. Einige sind wohl so unzufrieden damit, dass letztes Mal die unerfahrene sympathische Kandidatin gewählt wurde, dass sie das direkt wiederholen wollen, natürlich mit einer neuen Kandidatin. Vielleicht haben sie dieses Mal ja mehr Glück.
| 1. | ↑ | Hingegen scheinen TU-Profs außerhalb dieses Filters sich keine Chancen auf eine Präsidentschaft mehr auszurechnen oder keine Lust zu haben? |
| 2. | ↑ | Wenn man nicht vorher in politischen Spielchen verbrannt wird… |
| 3. | ↑ | Hier scheint Rauchs Wahlerfolg als externe Underdog also eher keine Tür geöffnet zu haben. |
| 4. | ↑ | Gerüchteweise hatte der konservative Verrat gegen Steinbach auch mit einer offenen Rechnung des vormaligen Präsidenten Kurt Kutzler zu tun, gegen den Steinbach ein Verfahren wegen Untreue hatte eröffnen lassen. Aber das muss falsch sein, da Kutzler jüngst im Tagesspiegel bekannt gab, er habe sich seit seiner Pensionierung „ziemlich erfolgreich“ nicht mehr in Interna der TU Berlin eingemischt. |
| 5. | ↑ | Die Wahl fiel in eine der wenigen Perioden, in denen ich mich aus TU-Hochschulpolitik raushielt. Sonst hätte ich wohl für Team-Thomsen gestimmt. Da die Wahl hauchdünn war, könnte man also rechnen, Rauch gewann nur die Mehrheit, weil ich nicht dabei war. Aber so könnte man über jede andere potentielle Stimme argumentieren. |
| 6. | ↑ | Zum eigenen Machterhalt führt Netanjahu neben einem blutigen Krieg eine Regierung mit einem Minister, der sich selbst dem Faschismus zuordnet. |
| 7. | ↑ | Aber sicherlich ist es fair, Punkte zu kritisieren, an denen Rauch ihr begrenztes politisches Kapital mit besserem Outcome hätte ausgeben können. |
| 8. | ↑ | Ist das überhaupt eine deutsche Redewendung oder Anglizismus aus „Don’t switch horses mid-stream“? |
| 9. | ↑ | In meinem Living-Memory war Vorstands/Präsidiums/Dekanats-Erfahrung in der Regel Voraussetzung für Präsidiums-Nominierung an der TU Berlin. |
| 10. | ↑ | Falls das Gerücht stimmt, wäre es recht unverfroren, danach zu kandidieren. Und falls das Gerücht nicht stimmt, sieht man hier, wie die zehn Professor:innen, indem sie anonym die beschlossene Grundordnungsänderung sabotierten, die politische Kultur an der TU Berlin für Verdächtigungen geöffnet haben. Zur längeren Vorgeschichte siehe mein „Ein Jahrzehnt Viertelparität an der TU Berlin“. |
| 11. | ↑ | Wobei verrückterweise vor dem Präsidiumsamtsantritt auch der Akademische Senat neu gewählt wird. In der Vergangenheit waren Präsidiums- und AS-Wahlen so getaktet, dass frisch-gewählte Präsidien zumindest ein Jahr mit den Mehrheitsverhältnissen arbeiten durften, die sie gewählt hatten. Aber während Corona wurde eine Wahl so verschoben, dass das Timing nun kaputt ist. |
