
Mein Redebeitrag von der „Berlin ist unkürzbar“-Demo gegen die Haushaltskürzungen des Berliner Senats, 2025-02-22:
Tach allerseits, ich arbeite als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Informatik der TU Berlin. Dort bin ich in Mittelbauini und Kuratorium. Das Kuratorium hatte kürzlich die große Ehre, einen Haushalt zu beschließen, den der Senat postwendend rasierte.
Letzte Woche meinte Wissenschaftssenatorin Czyborra zum Tagesspiegel:
In diesen Zeiten ist es generell ziemlich schwierig, als Politikerin Garantien zu geben.
Dasselbe müssen wohl bald auch die Hochschulen sagen: Wie sollen wir Lehre und Forschung garantieren?
Wegen der Einschnitte zehrt die TU Berlin dieses Jahr ihre beweglichen Rücklagen auf. Danach ist das realistische Szenario für kurzfristiges Sparen, dass man Stellen von wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen nicht mehr neu besetzt. Denn unsere Beschäftigtengruppe arbeitet größtenteils kettenbefristet.
Super, sagen manche, so kann man 20 Millionen locker machen, ohne wen entlassen zu müssen!
Der kleine Haken ist: Dann müssen halbierte WiMi-Teams ja immer noch dieselben Lehrveranstaltungen und dasselbe Volumen an Abschlussarbeiten betreuen. In den meisten großen Fächern läuft Forschung und Lehre allergrößtenteils über WiMis, nicht über Profs.
Gut möglich, dass sich dann auch die verbliebenen WiMis nach anderen Stellen umschauen, wo sie nicht für zwei arbeiten müssen. Zumal das Haushaltsgemetzel recht sicher auch die Berliner Innovation der Anschlusszusagen für PostDocs endgültig begraben wird.
Verantwortungsbewusst können Hochschulen nur mit einem Horizont von Jahrzehnten sparen, indem sie Fächer neu ordnen. Darum gab es Hochschulverträge, die Planungssicherheit bis 2028 versprachen.
Pustekuchen! Der aktuelle Berliner Senat hat sich entschieden, erst einen Phantasie-Haushalt aufzustellen und dann Hochschulverträge abzuschließen, die er nie einhalten wollte.
Im selben Atemzug mit dem Vertragsbruch schlug der Senat vor, man könne ja neu verhandeln. Aber welchen Sinn hat es, mit jemandem zu verhandeln, der sich nicht an Absprachen hält? Es ist derselbe Unsinn wie mit Trump.
Eins noch: Auf allen Ebenen werden sich in den nächsten Jahren Kolleg:innen Beine ausreißen, um die Garantien herzustellen, die die Politik nicht geben will:
- Dass man ein begonnenes Studium auch studieren kann;
- dass Forschungsprojekte sinnvoll zu Ende geführt werden;
- dass Abschlussarbeiten betreut werden.
Dafür zu kämpfen, ist richtig.
Ich wünsche mir, dass wir dabei aber nicht vergessen, auf die Leute sauer zu sein, die uns das eingebrockt haben: Kai Wegner und Konsorten.
Wenn die Politik schon keine Garantien geben will, dann sollten zumindest wir Beschäftigten und Studierenden eine Garantie aussprechen: Wir werden den Blödsinn hier nicht vergessen und eines Tages werden Wegner und Co die Rechnung zahlen.
Garantiert.
Hier auch noch Hinweis auf den hübschen Redebeitrag der Landesvertretung Akademischer Mittelbau „#berlins HERZSTÜCK ist unkürzbar!“.