„Und nächste Woche Dienstag schreiben wir einen kleinen Test. Ich teile Ihnen am Donnerstag zwei Blätter aus, die Sie dann lernen. Nichts weltbewegendes, nur stumpfes Auswendiglernen.“ Ein Auswendiglern-Test, na klasse! Keine drei Wochen sind es mehr, dann endet der Schulunterricht für uns 13er.
Heute ist der erste April, vielleicht scherzt die Lehrerin ja nur. Doch das „April, April!“ bleibt aus. Seit schätzungsweise drei Jahren schrieben wir nun keine sinnlosen Pauk-Tests mehr. Zum Abschied jedoch scheint das eine nette Idee. Wir sollen uns übers Wochenende zwei Seiten mit rhetorischen Mitteln in den Kopf hämmern. Begründung: „Damit Sie ein Gerüst haben.“ Ein Gerüst wofür ist die Frage! Die Hälfte von uns schreibt kein Abi in Deutsch. Die anderen werden mit diesem Gerüst wohl auch nicht mehr als einen Punkt mehr oder weniger rausholen. Alle werden wir die wunderbaren griechischen Namen für Sprachmittel bald wieder vergessen haben. Ein-Zwei werden wir uns merken, um dann eines Tages damit prahlen zu können: „Ich weiß, was eine Synekdoche ist!“ Allerdings: Das wollen wir alles nicht mehr wissen. Wikipedia weiß es im Zweifelsfall.
Bis zum letzten Tag lehrt der Deutschunterricht nicht, was klarer Ausdruck ist, wie man eine ordentliche wissenschaftliche Arbeit schreibt, wie eine gute Rede funktioniert, was eine tiefe Geschichte braucht oder wie man für sich selbst Weisheit aus einem Werk zieht. Nein, man nutzt den letzten Tag dazu, noch einmal zu quälen mit: Metapher, Montage und Metonymie. (Das letzte ist so etwas ähnliches wie eine Synekdoche.) Ich werde sie nicht vermissen.
ron
ich überlege immer noch ob ich wirklich anfangen soll für diese tolle aktion zu lernen. die pointe des letzten satzes ist doch sicher auch ein rhetorisches mittel :D
Mr.Keks
Ja, ich bin mir auch unschlüssig. Es läuft ja alles ganz anders als hier und in der Zeitung geschrieben, aber nicht besser. Autoren, die man nie gehört geschweige denn gelesen hat, Epochen und Jahreszahlen zuordnen, das verschärft die Sache wohl eher noch.