In den letzten Monaten hat mir die besondere Lernleistung einiges Kopfzerbrechen bereitet. Was mich so störte, möchte ich hier kurz schildern. Für diejenigen, die noch nicht das vergnügen hatten: Die besondere Lernleistung, kurz: BLL, ist ein Teil des Abiturs. Als fünfte Prüfungskomponente hat man die Wahl zwischen einer Präsentationsprüfung und einer besonderen Lernleistung, die ein Wettbewerbserfolg oder eine zwanzig seitige wissenschaftliche Arbeit sein kann. Von irgendwas geritten, entschied ich mich zu eben dieser schriftlichen Arbeit. Fand sie irgendwie interessanter und anspruchsvoller als eine winzige Präsentation.
Und das habe ich jetzt davon, ich sitze wochenlang an einer Arbeit, die in vielerlei Hinsicht ausgezeichnet dazu geeignet ist, einen anzukotzen. Nein, ich beschwere mich hier nicht darüber, dass ich effektiv weniger Zeit habe als die Präsentationsprüflinge oder dass ich viel mehr zu machen habe als diese. Das hatte ich erwartet. Irgendwie auch keine Überraschung war, dass die Unterstützung und Beratung durch die Lehrerschaft sich beschränkte auf: „Machen Sie sich und uns die Arbeit besser nicht! Wenn Sie unbedingt wollen, im Internet finden Sie die Anforderungen.“ Ich bin es gewohnt unter Zeitdruck zu arbeiten und ich bin es gewohnt, mir Wissen und Bearbeitungswege selbst zu erschließen.
Dennoch spüre ich mich scheitern an der BLL. Nicht aus Unfähigkeit meinerseits, sondern aus einer simplen Paradoxie auf der Aufgabenseite heraus: Ich soll Fähigkeiten zu wissenschaftlicher Arbeit nachweisen. Zu schade nur, dass sowohl ich als auch der prüfende Lehrer keine Wissenschaftler sind. Ich kann nicht in einem wissenschaftlichen Stil schreiben, denn ich schreibe für einen Laien, der die verwendeten Wörter noch nie gehört hat und sie nicht wie ein Wissenschaftler zu seinem Wortschatz zählt. Ferner bin ich selbst ebenfalls ein Laie, denn nirgends wurde ich in wissenschaftliche Arbeitsweisen eingeführt. Ich habe nicht nur eine inhaltlich und thematisch umfangreichere Arbeit, zu der viel Recherche zu betreiben ist, ich darf nebenbei noch erlernen, wie wissenschaftliche Publikationen auszusehen haben. Wobei dieses Wissen wiederum wertlos ist, weil es eben nur wie ein wissenschaftlicher Text aussehen darf, trotzdem für Laien nachvollziehbar bleiben muss, ohne aber zu flach und undurchdacht zu wirken. Hallo, geht’s noch? Wie soll ich in meinem Abitur nebenbei schaffen, woran Generationen von Akademikern gescheitert sind? … Naja, ich mach das jetzt trotzdem mal fertig, denke ich. Wir sehen uns dann am 14.12. (Abgabetermin), wenn ich wieder aus meiner Höhle krauche.
Anni
ach, im endeffekt sind die erwartungen immer niedriger als man dachte..
Mr.Keks
Ja, das ist wohl so. Hoffe ich zumindest.
Michael
Auf solche Ungereimtheiten stößt man in der Schule ja dauernd…
Deine Arbeit gefällt mir. Ich habe auch daran gedacht, eine 5. Lernleistung zu erbringen, ist eine gute Chance.
Viel Erfolg!